Technik

Hands On: Sony A7 III

15. März 2018In TechnikBy Kai-H. Schroeder

Vorwort

Die Sony Alpha 7 III ist auf dem Markt und war zwischenzeitlich auch bei fast allen Fachhändlern in Deutschland auf Lager. Aufgrund eines recht ordentlichen Ansturms auf die gehypte Kamera wurden die Vorräte jedoch schnell knapp. Viele Shops warten jetzt auf Nachschub und geben teilweise Lieferzeiten zwischen 4-8 Wochen an. Ich habe diese Woche eine ergattern können und möchte euch meinen ersten Eindruck der Kamera natürlich nicht vorenthalten. Alles rein subjektiv und vor allem aus der Sicht eines Fotografen, versteht sich. Die Videofunktionen wie z.B. 4K oder integriertem 5-Achsen-Bildstabilisator sind natürlich überragend, doch für mich soll die Kamera primär zum fotografieren sein.

Vorwort  – von Canon zu Sony:

Am 02. März ist meine Canon 5D Mark 3 leider zu Boden geglitten. Ihr Motto seitdem: Error 40. Tjoar. Also ab die Post zu Foto Maerz und untersuchen lassen die treue Dame. Scheint wohl etwas mit dem Akku bzw. der Sensorreinigung zu sein. Am folgenden Montag erhielt ich dann einen entspannter KVA in vierstelliger Höhe. Aua – das hat gesessen. Wie war das noch mal mit den Dingen, die aus einem guten Grund passieren? Aber manchmal passieren Dinge halt einfach. Gute und auch schlechte. Und wenn etwas schlechtes passiert, ist es ein Zeichen dafür, dass etwas geändert werden sollte. So oder so ähnlich lautet die Devise!

Erst vor kurzem kündigte Sony seine neue Alpha 7 III an. Mit dicken Specs, die den meisten bekannt sein sollten  – zu sehr muss man ja nicht darauf eingehen.

Wie, was, Sony? Ich zitiere mich dazu mal selbst. Noch am 11. Juni 2017 schrieb ich dem lieben Alex Haala via Instagram folgendes:
„Mirrorless find ich aktuell echt schlimm. Null feeling, fühlt sich nicht nach Werkzeug an und liegt mir auch scheiße in der Hand.“ Wir waren uns immerhin darüber einig, dass die Bildqualität mega ist, aber das Menü und die Haptik nicht gelungen.

Ich fand mich letzte Woche in einem Café mit Matthes Zimmermann wieder, der seine Alpha 7 II dabei hatte. Er hat sie mir ein wenig vorgeführt und bis auf kleine Feinheiten gefiel sie mir echt gut. Ja, es ist etwas anderes. Ja, es ist etwas neues. Es ist keine Spiegelreflexkamera und sie ist viel kleiner. Man muss sich eingewöhnen. Aber irgendwie hat sie auch was. Zumindest gefiel sie mir schon mal besser als die ersten 7er.

Zugegeben, ich bin nicht der größte Technik-Fanatiker der Welt. Aber mal etwas Schwung in meinen Kamerarucksack zu bringen schien mir nicht ganz uninteressant, zumal ja meine 5D nun leider nicht mehr zu benutzen war. Aufgrund der Tatsache, dass Canon in letzter Zeit einfach keine wirklich krassen Dinger gelandet hat, habe ich mich wie viele andere treue User ein bisschen verarscht gefühlt. Es wird einfach Zeit, seinen Blick auch mal nach links und rechts zu richten. Dadurch, dass auch Christian hauptsächlich Sony’s nutzt, wäre eine A7 III eine sinnige Anschaffung für unseren gemeinsamen Kamerapool.

Gesagt, getan. Sparschwein geplündert und die A7 III geordert. Direkt mit Batteriegriff und dem Sigma MC-11 Mount Converter, denn ich habe vor meine „alten“ Sigma Art Linsen für Canon weiterhin zu benutzen (24mm,35mm,24-105mm). Die Kamera erreichte mich am Mittwoch, der Mount am Donnerstag – der Batteriegriff kommt leider erst nächste Woche. Ich wollte es mir jedoch nicht nehmen lassen, einen ersten Blick auf die Kamera zu veröffentlichen.

Die Sony Alpha 7 III

Geliefert wird die Kamera in einem schmucken Karton mit 5 Jahren Pannenschutz seitens Sony – gar nicht so schlecht. So eine Kamera fällt ja ab und an mal runter. Habe ich mal gehört.

In dem Karton befinden sich neben den Manuals, die sich eh keiner anguckt und der Kamera noch:

– Netzteil AC-UUE12
– Stromkabel mit Anschluss für die USA
– Micro-USB-Kabel
– Akku NP-FZ100
– Okularkappe / Schultergurt / Blitzschuhkappe

Nachdem wir das förmliche erledigt haben, steigen wir jetzt voll in die Materie ein. Butter bei die Fische. Ein Blick auf die Rückseite zeigt uns acht Knöpfe, einen Joystick und ein Drehrad. Im Vergleich hat die Canon neben dem Joystick und dem Drehrad noch zwölf Knöpfe. Was jetzt besser ist? Keine Ahnung, ich wollte es mal erwähnt haben.

Soweit ich es verstanden habe, kann man bei Sony jeden dieser Knöpfe selber belegen, sehr geil. Da muss ich mich ehrlich gesagt noch reinarbeiten. Ich werde die Belegung wohl kongruent zu der meiner Mark 3 gestalten – dann fällt mir der Umstieg noch leichter. Ansonsten sind die Tasten ja recht selbsterklärend:

Auf der rechten Seite der Kamera befindet sich eine Klappe mit zwei SD-Kartenslots – sehr geil. Zwar gab es die bei der 5D Mark 3 auch, jedoch waren die für 1x CF und 1x SD Karte vorgesehen. Ich habe dieses Feature erst als gar nicht so extrem krass wahrgenommen. Es sind halt zwei Slots. Du kannst ab sofort zwei Karten gleichzeitig vollmachen, was in Sachen Backup natürlich toll ist. Aber ein echtes Keyfeature? Naja.

Bis ich kürzlich das Video vom Stilpiraten Steffen Böttcher über seine neue A9 gesehen habe, indem er recht interessant erklärt, wie er den Dual-Kartenslot nutzt. Ich werde es ganz ähnlich handhaben. Wie vielen Benutzern sicherlich bekannt sein darf, ist Lightroom trotz „Major-Update“ immer noch extrem langsam, gerade was die Verarbeitung von RAWs angeht. Ich liebe es zu shooten. Aber Bildauswahlen – puh. Durch 1000 RAWs zu gehen, die jedes mal erneut buffern müssen ist kein Vergnügen. Klar, man könnte einfach weniger Fotos machen – mache ich aber nicht. 🙂

Stattdessen werde ich künftig die eine SD-Karte mit RAWs füllen, die andere dann mit JPEGs. Letztere werde ich dann in Lightroom laden und mit denen meine Auswahlen erstellen und die Previews für Kunden rausrechnen. Sobald die Abstimmungen durch sind und es ans finale arbeiten geht, lade ich die RAWs entweder in Lightroom oder vielleicht auch in Capture One und fahre dann fort. Ich erhoffe mir davon eine ungemeine Beschleunigung meiner Arbeit – und viel, viel mehr Spaß im gesamten Prozess. Das macht dieses kleine Feature jetzt für mich also doch zu einem „Key-Feature“. Achja, apropos RAW – die Alpha 7III Daten werden aktuell noch nicht von Lightroom unterstützt. Man bekommt es jedoch dennoch hingebastelt. Mehr dazu ganz unten in diesem Artikel!

Auf der linken Seite findet man normalerweise die Ausgänge der Kamera. Nicht weiter verwunderlich, dass dies auch bei der Alpha 7 III so ist. Neben den Mikrofon-, Kopfhörer, Micro/Multi-USB und HDMI-Anschlüssen befindet sich dort auch ein USB-C Anschluss.

Ich freue mich schon auf die ersten Tethered-Shootings im Studio, bei denen ich die dadurch möglichen Übertragungsgeschwindigkeiten testen kann um hoffentlich zu merken, dass die Bilder im Vergleich zum USB 2.0 meiner 5D Mark 3 um einiges schneller transportiert werden.

Leider fehlt der Blitzsynchron-Anschluss, den ich immer als sehr nützlich empfinde da er das Backup zum Sender auf der Kamera darstellt, wenn man mit Blitzen unterwegs ist. Macht aber auch nichts, ich habe mit jetzt so einen Adapter hier bestellt, den man auf den Blitzschuh schieben kann.

Die Abdeckklappen der Anschlüsse rasten gut ein, machen auf mich aber einen dollen Plastikeindruck bei dem man ein wenig Angst hat, etwas kaputt zu machen. Die sollen jedoch angeblich für mehrere hunderttausend Öffnungen ausgelegt sein. Trauen tu ich dem Braten trotzdem noch nicht so ganz.

Bis auf die klapprigen Abdeckungen der Anschlüsse gefällt mir die Verarbeitung der Alpha 7 III echt gut. Die schwarze Magnesiumlegierung wirkt wertig, die Knöpfe haben einen tollen Druckpunkt und lassen sich gut anfassen, die Räder drehen perfekt wie sie sollen. Alles passt, nichts ruckelt oder rappelt.

Ein Blick auf’s „Dach“ der Kamera lässt uns neben dem abgedeckten Blitzschuh noch zwei weitere selbst programmierbare Knöpfe entdecken. Neben dem Programmwahl-Rad befindet sich dann noch dieses andere Rad. Ihr wisst schon. Das was man eigentlich nie benutzt. Mit der +3 und -3. Egal, weiter im Text.

Die Sony Alpha 7 III – Praxistest

Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, die Kamera direkt nach der Lieferung ein bisschen zu testen. Also habe ich mir in der Mittagspause den wunderschönen Alex, seines Zeichens Leadsänger der extrem erfolgreichen Band „Lax Diamond„, geschnappt und ein paar Bilder in den krassen Streets Lüneburgs gemacht. Als Linse kam das 35mm f/2 Loxia von Zeiss bzw. von Christian zum Einsatz, da mein Mount noch auf sich warten lies. Ich habe die Bilder anschließend mit dem ExifTool konvertiert (siehe ganz unten), in Lightroom geladen, mit den VSCO-Filtern für Canonkameras bearbeitet und als Webdaten ausgegeben. Nichts krasses, aber einfach mal ein Eindruck:

Zwischenfazit

Apropos Eindruck!

Mittlerweile kam mein Sigma Mount an und ich habe mein 24mm Sigma Art draufgesetzt. Der Fokus funktioniert zackig und gut. Wenn ich es wieder mit meiner Mark 3 vergleiche ist der AF definitiv schneller, per Touch oder Joystick leicht zu verändern und auch im Dunkeln zügig unterwegs. Leider habe ich da keine brauchbaren Testbilder, die ich zeigen kann. Ich werde aber versuchen in 8-12 Wochen ein vernünftiges Fazit samt Bildern zu verfassen, wenn ich erstmal ein bisschen mit der Kamera gearbeitet habe. Auch funktioniert bis zum Redaktionsschluss der Augen-AF nicht, da der Mount es nicht unterstützt – bzw. glaube ich, liegt es noch an der Firmware. Muss ich auch noch mal recherchieren.

Sie liegt mir echt gut in der Hand. Der Abstand von Fingern und Griff könnte an der Front ein wenig breiter sein. Der Knöchel meines Mittelfingers stößt schon ein bisschen unangenehm ans Objektiv. Der kleine Finger baumelt halt unten rum bzw. hängt an der Kamera – ich bin gespannt wie es mit dem Batteriegriff sein wird.

Was ich aber nach zwei Tagen schon ganz geil finde ist der Elektronische Sucher. Man hat einfach viel weniger Ausschuss, wenn man direkt sieht, was man da macht. Irgendwie fühlt es sich ein bisschen an wie mogeln, aber damit muss man halt leben. 😀
Die Auflösung des EVF ist auch an sich recht gut. Mit dem Sigma Mount dran war es subjektiv ein bisschen grieseliger oder naja, irgendwie anders. Ich kann das nicht so richtig beschreiben, kann auch einfach nur ein kleiner Gehirnfehler meinerseits sein.

Das Menü. Naja. Als Canon-User ist man ja eigentlich recht verwöhnt. Erst gestern habe ich 30 Minuten gegoogled und rumgesucht wo man das nervige piepen des Autofokus abstellen kann. Ohne Erfolg. Dankbarerweise wurde mir heute Mittag von einem lieben Filmkollegen geholfen das Kackding auszustellen. Nervtötend! Mag auch meine Dummheit sein, aber ist irgendwann auch echt Betriebsblindheit – sowas muss doch einfacher gehen. Ansonsten ist das Menü schon mal geiler als bei einer Nikon, die finde ich ja auch echt hart zum k*tzen und generell gar nicht soooo schlimm. Man muss sich halt einfach dran gewöhnen. Was man als DSLR-User auch erstmal finden muss ist der Punkt, bei dem man den EVF ausschalten kann um im Studiobzw. mit Blitzlicht zu fotografieren.

Der Akku musste erstmal recht lange laden – via USB. Das ist ja der neueste Scheiß. Man darf sich den passenden Schnellader also für knackige 100€ kaufen, wenn man das anders lösen möchte. Das ist definitiv für mich ein negativer Punkt. Einerseits natürlich geil, dass man die Kamera via USB laden kann – gerade wenn man tethered ist das sicher richtig schön. Andererseits kann man den Schnellader doch nicht so teuro anbieten. Warten wir mal ab, wann die Nachbauten kommen. Der Akku hält soweit mit denen von Canon mit – soweit ich das bislang einschätzen kann. Praxisbericht folgt!

Alles in allem bin ich aktuell aber sehr angetan und vermute, dass ich tatsächlich bei (der) Sony bleiben werde. Ein bisschen Gewöhnungszeit sollte angebracht sein und man muss sich einfach von dem Gedanken verabschieden, dass das bisherige System das non-plus-ultra war. Horizonte erweitern und sich nicht vor neuem verschließen ist die Devise.

Warum habe ich mich eigentlich als Fotograf nicht für die 7RIII entschieden?

Klar, die 42 Megapixel sind groß. Die Datengröße der einzelnen RAWs dementsprechend aber auch. Die A7 III soll ja angeblich einen noch fixeren AF besitzen. Weiterhin war es für mich dann doch auch echt klar: 1000€ Preisunterschied. Dafür bekomme ich einen weiteren Akku, den Batteriegriff, den Sigma Mount und den Schnellader. Mindestens. Und wenn ich dann doch mal eine höhere Auflösung brauche, kann ich mir immer noch was anderes leihen. Oder später mal kaufen. Just my 2 cents!

 

Zum Thema RAW Entwicklung in Lightroom:

Da die Alpha 7 III erst kürzlich ausgeliefert wurde, gibt es noch keinen offiziellen Support von Adobe. Es gibt jedoch einen Workaround durch das ExifTool von Phil Harvey. Dieses kopiert quasi eure vorhandenen RAWs zur Sicherheit und wandelt dann die Originale in das Format eines der Vorgänger. Für alle Betroffenen, hier eine kleine Anleitung dazu (Mac):

1. Ihr ladet euch bei Phil die aktuellste Version herunter.
2. Ihr entpackt die Datei und installiert das „.pkg“
-> stellt sicher, dass ihr alle Zugriffsrechte gewährt. Sonst kann das Programm eure RAWs nicht überschreiben.
3. Öffnet euer Terminal und gebt folgenden Befehl ein:

exiftool -sonymodelid=“ILCE-7M2″ -ext ARW -r

Bei mir hat es mehrmals nicht geklappt, ich habe es öfter versucht. Notfalls müsst ihr es per Hand abtippen oder auch an den Anführungsstrichen spielen und verschiedene Versionen probieren. Sollte aber eigentlich so klappen.

Dort wo „(dir)“ steht, zieht ihr per Drag & Drop euren Ordner mit den RAWs drauf, also direkt hinter das „-r“. Achtet darauf, dass hinter dem „r“ ein Leerschritt bleibt.

Danach dürfte das Terminal anfangen zu rödeln und zaubert ein wenig. Die Exif-Daten eurer RAWs werden jetzt überschrieben, sodass danach Dateien entstehen sollten die ihr auch in Lightroom nutzen könnt. Bei mir hat es so geklappt. 🙂

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Sony A7 III

Dank dem komplett überarbeiteten Bildsensor und Bildverarbeitungssystem wurde die Bildqualität zusätzlich verbessert. Mit der verbesserten Autofokus-Gesamtleistung, der High-Speed-Serienaufnahmefunktion mit bis zu 10 Bildern pro Sekunde, der Möglichkeit zur 4K Filmaufnahme und der gegenüber der α7 II erheblich verbesserten Bedienung kannst du jetzt noch mehr entscheidende Momente im Bild festhalten.

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